Online und offline blickt das Handelsblatt auf neue Technologien rund um den „Klimasünder CO2“
„Grüne Technologien boomen. Immer mehr Firmen entwickeln Verfahren, um CO2 aufzufangen und wiederzuverwerten. Diese Ansätze haben besonderes Potenzial.“
„Pyreg: Kohle aus Biomasse
Auch Kompost, Grünschnitt, Holz und Gülle sind CO2-Emittenten. Das Maschinenbauunternehmen Pyreg stellt zum Beispiel eine Anlage her, die CO2-haltige Biomasse- Reststoffe in wertvolle Pflanzenkohle – Biochar – umwandelt. Dabei wird die Biomasse unter Luftentzug und hohen Temperaturen in sogenannten Karbonisierungsanlage in Kohlenstoff umgewandelt. So wird verhindert, dass ein Großteil des in der Biomasse enthaltenen CO2 in die Atmosphäre entweicht.
Die Pflanzenkohle wird etwa in der Landwirtschaft eingesetzt, um den Boden mit Nährstoffen anzureichern, sowie in der Industrie als Bestandteil von Baustoffen verwendet. Dort ist das CO2 „über Jahrtausende sicher gespeichert“, sagt Pyreg-CEO Jörg zu Dohna. Würde man den Grünschnitt stattdessen verrotten lassen, würde das während der Wachstumsphase der Pflanzen gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Eine Tonne Biochar bindet dauerhaft knapp drei Tonnen CO2 pro Jahr.
Die Anlage hat einen weiteren Vorteil: Im Verkohlungsprozess entsteht Wärme. Das Industrieunternehmen Thyssen-Krupp Rothe Erde, das Großwälzlager produziert, hat eine Karbonisierungsanlage am Produktionsstandort Lippstadt installiert. Sie decke dort etwa 40 Prozent des Wärmebedarfs für Heizung und Wasser der Produktionshallen, Büro- und Sozialräume ab, sagt Wilfried Spintig, COO bei Thyssen-Krupp Rothe Erde. Das entspricht dem jährlichen Bedarf von knapp 180 Vierpersonenhaushalten. Thyssen-Krupp Rothe Erde nutzt Holz aus Verpackungsresten. Aus jährlich rund 2500 Tonnen Restholz entstehen so über 5300 Megawattstunden Wärme und rund 640 Tonnen Biochar.
Die Nachfrage nach den Karbonisierungsanlagen ist in den vergangenen zwei Jahren sprunghaft gestiegen. Über 50 Anlagen sind weltweit im Einsatz
und entziehen der Atmosphäre jährlich 30.000 Tonnen CO2. Das entspricht der Klimaleistung von 2,4 Millionen Bäumen. Die Technologie hat ihren Preis: Eine Anlage kostet rund zwei Millionen Euro.“
230309_Handelsblatt print_Der Klimasünder CO2
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